Kortikosteroide
Kortison-Präparate haben sich als die wirksamsten Medikamente zur Therapie der eosinophilen Entzündung erwiesen. Mit Kortison-Präparaten gelingt es Beschwerden, Entzündung und Langzeitkomplikationen der EoE sehr zuverlässig zu behandeln. Kortison weist aber erhebliche Nebenwirkungen auf, vor allem beim Langzeiteinsatz. Zum Glück gibt es rein lokal wirksame Kortison-Präparate (zum Beispiel Budesonide, Fluticasone) die ihre Wirkung in der Schleimhaut der Speiseröhre entfalten und bereits da weitgehend abgebaut werden, das heisst nicht vom Körper resorbiert werden. Die befürchteten Langzeitnebenwirkungen des Kortisons fallen somit weg. Glücklicherweise sind diese rein lokal wirksamen Kortison-Präparate sind mindestens so wirksam wie das klassische Kortison, welches in Tablettenform aufgenommen wird und mit Nebenwirkungen belastet ist. Deutlich mehr als die Hälfte aller Patienten kann mit diesen Medikamenten gut behandelt werden. Örtlich wirksame Kortison-Präparate sind deshalb die Erstwahl-Medikamente zur Behandlung der EoE. In Kenntnis der guten Wirksamkeit und Sicherheit ist vor kurzem sowohl von der europäischen (EMA, 2017) als auch von der schweizerischen (SwissMedic, 2018) Aufsichtsbehörde das erste Kortison-Präparat zur Therapie der EoE offiziell zugelassen worden.
Leider gelingt es mit diesen Medikamenten nicht die EoE zu heilen. Wird die medikamentöse Behandlung abgebrochen, tritt meistens innert Wochen, bis wenigen Monaten ein Rückfall auf. Es muss deshalb eine Langzeitbehandlung geplant werden. Zum Glück gibt es bis jetzt keine Hinweise dass die örtlich wirksamen Kortison-Präparate bei einem Langzeiteinsatz ihre Wirkung verlieren oder gefährliche Nebenwirkungen verursachen. Die Hauptnebenwirkung der örtlich-wirksamen Kortison-Präparate ist lokaler Pilzbefall in Mund und Rachen, welcher ungefährlich ist. Falls dies eintrifft und der Pilzbefall Beschwerden verursacht, kann er mit einfachen Medikamenten behandelt werden.
Weitere Medikamente
Da es aber in etwa 50% – 70% der Patienten nicht gelingt, Beschwerden und Entzündung mit Kortison-Präparaten befriedigend zu behandeln, wird momentan intensiv nach weiteren nicht kortison-haltigen Medikamenten gesucht. Am erfolgversprechendsten haben sich bis jetzt Medikamente erwiesen, die ganz gezielt Botenstoffe der Entzündung (Mediatoren) blockieren. Vor allem die Botenstoffe Interleukin 13 (IL13) und Interleukin 4 (IL4) spielen eine Schlüsselrolle beim Zustandekommen der eosinophilen Entzündung. Werden diese Botenstoffe blockiert, gelingt es ebenfalls Entzündung und Beschwerden zu behandeln. Bei diesen Blockern handelt es sich um sogenannte monoklonale Antikörper (Biologika), das heisst Proteine (Eiweisse) welche injiziert oder als Infusion verabreicht werden müssen. Aktuell sind diese Medikamente nur im Rahmen von Zulassungsstudien einsetzbar. Da die Produktion dieser monoklonalen Antikörper sehr aufwändig ist, wird es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um sehr teure Medikamente handeln. Ihr Platz wird voraussichtlich für die Behandlung von schweren Formen der EoE reserviert sein, die auf die konventionellen Therapiemöglichkeiten nicht oder nur unzureichend ansprechen.
Eventuell könnten auch spezielle Anti-Allergika oder Immunsuppressiva zur Behandlung der EoE geeignet sein. Hier fehlen uns aber noch zuverlässige Studien.
Empirische Eliminationsdiät (Empirical Elimination Diet)
Bei der Eosinophilen Oesophagitis (EoE) handelt es sich in den allermeisten Fällen um eine Lebensmittel-Allergie, und zwar auf Lebensmittel-Proteine. Bei der empirischen Eliminationsdiät werden die hauptsächlich allergisierenden Nahrungsmittelgruppen weggelassen, ohne dass die Patienten vorgängig allergologisch untersucht werden. Aufgrund von Studien wissen wir, dass Milchprodukte (Milchproteine, nicht Milchzucker), Weizen (eventuell Gluten), Eier, Nüsse, sowie seltener Soja, Fisch und Meeresfrüchte, die häufigsten Trigger (Auslöser) der EoE sind. Werden alle diese sechs Nahrungsmittelgruppen weggelassen, bezeichnet man die Diät als 6-FED (6-Food-Elimination Diet). Die 6-FED ist sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen gut wirksam mit bis zu 70%-iger Erfolgschance.
Falls die EoE mit dieser einschneidenden Diät über 6-8 Wochen erfolgreich behandelt ist, wird anschliessend versucht, schrittweise jede eliminierte Nahrungsmittelgruppe kontrolliert wieder einzuführen und mit einer Gastroskopie zu überprüfen, ob die Entzündungszeichen nicht wieder zurückkommen. Ziel dieses Step-Down-Prinzips ist es nur die allergisierenden Nahrungsmittel wegzulassen und sich nicht unnötig einschränken zu müssen. Dieses Verfahren ist aber sehr aufwändig und im Alltag schwer durchführbar, da die Ernährung unter einer 6-FED sehr einseitig ist. Aus diesem Grund wird heute bevorzugt nach dem Step-Up-Prinzip vorgegangen: Man lässt nur eine Nahrungsmittelgruppe weg (1-FED) und wählt dabei logischerweise die am häufigsten allergisierende Gruppe (Milchelimination) aus (sofern diese auch regelmässig konsumiert wird). Eine neuere Studie zeigt, dass die Milchelimination bei gegen 40% der Patienten Erfolg bringen kann und somit die EoE mit milchfreier Ernährung und ohne Medikamente unter Kontrolle ist. Mit diesem Step-Up-Verfahren ist die Ernährung weniger eingeschränkt, was den Speiseplan vielfältiger und die Umsetzung deutlich einfacher macht. Betroffene, die nicht auf die 1-FED ansprechen, haben anschliessend die Möglichkeit weitere Nahrungsmittelgruppen zu eliminieren. Hier gibt es kein einheitliches Vorgehen, das sollte in Absprache mit dem Gastroenterologen und der Ernährungsberatung geschehen und auch individuelle Essgewohnheiten berücksichtigt werden. Weitere wichtige Nahrungsmittelgruppen sind Weizen/ Gluten oder Eier. Es kann aber auch sein, dass man auf mehr als nur eine Nahrungsmittelgruppe reagiert. Dann wird es schwierig, den Auslöser zu finden. In mindestens 30% der Patienten wird zudem keine Nahrungsmittelgruppe herausgefunden. In solchen Fällen sollte nochmals abgeschätzt werden, ob doch nicht die medikamentöse Therapie der bessere Ansatz wäre.
Eine Eliminationsdiät eignet sich vor allem für motivierte Patienten oder Patienten, welche längerfristig keine Medikamente einnehmen möchten oder ungenügend darauf ansprechen. Eine Eliminationsdiät und eine gleichzeitige Einnahme von Medikamenten (atopischen Steroiden) macht nur in sehr seltenen Fällen Sinn, meist wird das eine oder andere empfohlen. Patienten, bei welchem die auslösende Nahrungsmittelgruppe bekannt ist, haben aber den Vorteil, dass sie ihre EoE austauschbar entweder mit einer Diät oder mit Medikamenten behandeln können.
Die Umsetzung jeder Eliminationsdiät ist anspruchsvoll und sollte nur immer in Begleitung mit einer gesetzlich anerkannten Ernährungsberatung mit Erfahrung (Link zur Liste) und einem erfahrenen Gastroenterologen durchgeführt werden. Auch sollte die Wirksamkeit immer mit entsprechender endoskopischer und histologischer Kontrolle überprüft werden. Die Ernährungsberatung kann auch bei der Wahl der zu eliminierenden Nahrungsmittelgruppe/n und der konkreten Umsetzung im Alltag helfen und schauen, dass die längerfristige Ernährung ausgewogen ist.
Überarbeitet im November 2024, von Austauschgruppe EoE Ernährungsberatung
Allergisierende Lebensmittel (Trigger)
Oftmals entsteht bei unbehandelter EoE über Zeit eine Engstellung der Speiseröhre (Striktur). Falls trotz entzündungs-hemmender Behandlung mit Medikamenten oder Diät die Beschwerden bleiben, kann der Magen-Darm-Spezialist die Speiseröhre aufweiten (dilatieren). Dieser Eingriff wird meisten im Rahmen einer Endoskopie (Magenspiegelung) durchgeführt. Nach der Aufweitung verspüren die Patienten meist über längere Zeit eine deutliche Verbesserung ihrer Schluckbeschwerden. Die der Striktur zugrunde liegende Entzündung wird aber durch diesen Eingriff nicht behoben. Bei der Dilatation handelt es sich deshalb um eine Zweitwahltherapie, die aber immer mit einer entzündungs-hemmenden Grundbehandlung zu kombinieren ist.
Die eleganteste Therapie jeglicher Allergie ist das Vermeiden des Allergens. Sie ist zugleich auch zur Zeit die einzige an der Ursache (kausale) ansetzende Therapie. Dies setzt aber voraus, dass das verantwortliche Allergen identifiziert und vermieden werden kann. Bei der EoE heisst dies praktisch, dass die allergisierenden Speisen in der Nahrung weggelassen werden, eine sogenannte Eliminations-Diät. Da wir zurzeit bei der EoE leider noch keine, verlässlichen Tests zur Suche nach den allergisierenden Speisen besitzen, ist dieser diätetische Zugang zurzeit noch mühsam. Falls es bei einer Allergie nicht möglich ist das Allergen zu identifizieren und zu vermeiden muss die sinnlose, überschiessende und letztlich schädigende Entzündung mit Medikamenten unterdrückt werden.
Sowohl die oben erwähnten Medikamente als auch die Diäten vermögen die EoE erfolgreich zu behandeln. Welche der Methoden eingesetzt werden soll hängt vom Wunsch und von den Möglichkeiten der Patienten und des behandelnden Arztes ab.